Karriereende

Das war´s

Liebe Hammerwurf-Freunde,

seit letztem Jahr kämpfe ich mit einer schwerwiegenden Rückenverletzung, die mittlerweile zwar weitgehend ausgeheilt ist, aber nach wie vor kein Training auf hohem Wettkampfniveau zulässt. Die Saison 2024 hatte ich als meine Abschieds-Saison eingeplant; mit dem Ziel, sie durch eine erfolgreiche Teilnahme und den Einzug ins Hammerwurf-Finale bei den Olympischen Spielen in Paris zu beschließen. Dann sollte der Hammer nach dem Sommer wortwörtlich „an den Nagel gehängt“ werden. Aber leider folgen das Leben und der Sport nicht immer den persönlichen Wunschvorstellungen.
20 Jahre Hammerwurf, 17 Jahre Leistungssport, praktisch „keine Verletzungen“ – dafür kann man sehr dankbar sein. Am Ende kam es nun doch ganz anders und die kräftezehrenden Trainingseinheiten und Wettkämpfe forderten ihren Tribut, den ich jetzt mit einer „vorzeitigen“ Beendigung meiner Sportlerkarriere schweren Herzens entrichten muss. Wie gern wäre ich in Paris ein letztes Mal im Wettkampf in den Ring geschritten.

Wenn ich jetzt noch einmal die letzten 20 Jahre Revue passieren lasse, kann ich trotz des ungewollten Abschieds ein überaus positives Fazit ziehen, denn ich habe alle Ziele, die ich mir zu Beginn meiner Leistungssportkarriere gesetzt hatte, erreicht.
Internationale Wettkämpfe von der Jugend bis heute, sämtliche Titel in Schüler- und Jugendklassen, drei Deutsche Meistertitel bei den Männern, eine Silbermedaille bei den Team-Europameisterschaften 2019, den fast 25 Jahre alten Bayerischen Rekord mit einer persönlichen Bestleistung von 76,71 Meter überworfen und dann die Highlights mit den Teilnahmen an den Olympischen Spielen in Tokyo 2021 und den Weltmeisterschaften in Eugene (Oregon) 2022.

So hatte ich es mir immer gewünscht und ein wenig auch erträumt, denn wer darf schon von sich behaupten, einmal bei Olympischen Spielen dabei gewesen zu sein?

All das war nur mit einem erfolgreichen Team an meiner Seite möglich. 2021 hatte ich im Vorfeld zu Tokio gegenüber der Presse erklärt: „Am Ende braucht es 100 Personen, um einen einzigen Athleten nach Olympia zu bringen.“ Auch wenn der Hammerwurf-Sport eine Einzeldisziplin ist, bleibt es immer eine Teamleistung, die zum  Erfolg führt. Die vielen „kleinen“ Dinge, mit denen Menschen mich im Sportalltag unterstützt haben, bilden am Ende als Mosaikstein des Erfolgs das große Ganze, wie beispielsweise die Mitarbeiter des Hindelanger Bauhofs, die mir die Hämmer aus dem benachbarten Bach fischten oder im Winter den Wurfplatz walzten, damit ich mich  auch bei bis zu -15Grad optimal auf die Saison vorbereiten konnte.

Wer keinen Leistungssportler in der Familie hat, wird sich kaum vorstellen können, welcher Aufwand, welche Belastung und welches Engagement man als Familie, Trainer und direktes Umfeld zeigen muss, um einen Athleten  auf internationales Niveau zu bringen.

Ich bin unglaublich dankbar für die Zeit, die ich mit dem Sport erleben durfte. Sie war prägend, emotional, hart, manchmal traurig und meist überaus erfüllend, wenn neue Bestweiten geworfen wurden und am Ende eines Wettkampfes die „1“ auf den Anzeigentafeln der Stadien zu sehen war.

Sich zu verabschieden, ist immer auch mit einem großen Dankeschön verbunden. So möchte ich mich zunächst ganz herzlich bei meinen Eltern bedanken, die 20 Jahre den Hammerwurf täglich begleitet haben und mir in allen schwierigen und guten Phasen des Sports Rückhalt und Ermutigung gegeben haben. Sie haben ihr ganzes Leben der letzten zwei Jahrzehnte auf meinen Sport ausgerichtet und mich schon früh im Sport allgemein und insbesondere im Krafttraining gefördert, das die Grundlage für den Erfolg im Hammerwurf gebildet hat.

Herzlichen Dank auch an meine beiden Trainer Björn und Wolfgang Kötteritzsch, die mich seit 2016 auf meinem Weg begleitet haben. Ohne sie hätte ich den Sprung zu Olympia nie geschafft. Sie haben durch ihre Passion für den Sport und vor allem durch das Verständnis für mich als Sportler und Menschen meine Fähigkeiten konsequent weiterentwickelt. Überaus dankbar bin ich darüber hinaus  Roswitha Kötteritzsch, Wolfgangs Ehefrau. Während meiner Trainingsaufenthalte in der Schweiz hat sie mich wie eine zweite Mutter betreut und versorgt; das ist keineswegs selbstverständlich.

Bedanken möchte ich mich auch bei allen Förderern, Unterstützern, Sponsoren & Partnern, sowie Freunden und Arbeitskollegen, insbesondere auch meinem Chef, und vor allem beim TV Hindelang und der Gemeinde Bad Hindelang, die mir die Bedingungen geschaffen haben, auch in einem „kleinen Bergdorf“ Leistungssport auf Weltniveau betreiben zu können.
Auch geht mein besonderer Dank an meinen, leider viel zu früh verstorbenen Freund und ehemaligen Bürgermeister Adi Martin, der die Errichtung der modernen Sportanlage erst möglich gemacht hat.

Last but not least, möchte ich mich bei meiner Frau Simone bedanken, die in den letzten Jahren des großen Erfolgs und auch in den schwierigen letzten Wochen und Monaten immer an meiner Seite war.

Das war´s, danke und hoffentlich auf ein Wiedersehen.

Euer Tristan